Die Troisdorfer Schützenbruderschaft
St. Sebastian 1924 e.V. von 1924 bis 1950
(Vom ehem. Ehrenbrudermeister Heinz Raufuß)
Vor dem heute bekannten Gründungstermin der Troisdorfer Schützengesellschaft im Jahre 1924 haben die Troisdorfer Schützen schon im Jahre 1914 versucht, eine Schützengesellschaft ins Leben zu rufen. Im Archiv des Rhein-Sieg-Kreises findet sich ein Schreiben, nach dem sich in Troisdorf ein Schützenverein gebildet hatte, der 42 Mitglieder zählte. Dieser Verein hatte den damaligen Landrat Adolf Freiherr von Dalwigk in einem Schreiben gebeten: "Wir bitten unter Überreichung der Satzung des Vereins beim Oberpräsidenten in Köln eine Genehmigung für den Troisdorfer Schützenverein zu erreichen". Eine Reaktion des Oberpräsidenten kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Es ist zu vermuten, dass die Beamten von Kaiser Wilhelm durch Kriegsvorbereitungen und den 1. Weltkrieg selbst zu stark mit anderen Dingen beschäftigt waren.
Das Bestreben, in Troisdorf einen Schützenverein zu gründen, bestand jedoch fort, wie unser heutiger Ehrenbrudermeister Willi Wimmeroth von Max Birkhäuser, einem der Gründungsmitglieder unserer Bruderschaft erfahren hat.
Nach dem 1. Weltkrieg war die Gründung von Schützenvereinen zunächst verboten. Dieses Verbot wurde z.T. dadurch umgangen, dass sich die Troisdorfer Schützenvereins-Interessierten dem Karnevalsverein "Rote Funken" anschlossen, der eine eigene Schützenabteilung unterhielt. Ob dieser Personenkreis zu den 16 Gründungsmitgliedern der Troisdorfer Schützengesellschaft gehörte, ist jedoch nicht nachweisbar.
Sicher ist aber, dass sich die Herren
Bernhard Nussbaum, Sen. |
Anton Trösser |
Josef Busch |
Bernhard Nussbaum, Jun. |
Albert Kreuzer |
Wilhelm Römer |
Mathias Nussbaum |
Dr. Bernicken |
Josef Elbs |
Peter Schumacher |
Hans Schütte |
Toni Ritzefeld |
Hans Schmitz |
Max Birkhäuser |
Jean Kübbeler |
Dr. Anton Schönen |
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am 07.8.1924 zur "Anregung einer Schützengesellschaft" in der Gaststätte Anton Trösser trafen. Doch immer noch gab es Hindernisse. Im "Goldenen Buch" der Sebastianer ist nachzulesen: "Die Gründung war somit gegeben, nur konnte man nicht in Erscheinung treten, da unser Heimatort Troisdorf noch von fremdländischen (französischen) Truppen besetzt war". Trotzdem wurde ein provisorischer Vorstand gewählt.
Eine Vereinsversammlung am 30.8.1924 beschloss, den Verein anzumelden, was jedoch durch die "H.J.K." - was immer das geheißen hat - vereitelt wurde. Die offizielle Anmeldung musste daher bis zum Abzug der fremden Truppen vertagt werden.
Dann, am 07.12.1925 war es endlich so weit. Unter Mitwirkung fast aller notablen Geschäftsleute und der "Crème" der Troisdorfer Gesellschaft etablierte sich die Schützengesellschaft. 1. Vorsitzender und "Oberst" wurde Josef Elbs. Viele Neuanmeldungen waren zu verzeichnen.
Wie die "Gesellschaft" war auch ihr Programm. Es sollte zwar auch geschossen werden, doch "gesellschaftliches Leben, Traditionspflege, Begleitung der Prozessionen" standen im Vordergrund. Festliche Bälle, Konzerte und Schützenfeste sollten organisiert werden. Politik blieb außen vor. Dieses war in § 3 der Satzung verankert: "Der Verein bezweckt die Förderung des Schießsports sowie die gesellschaftliche Vereinigung aller Schießliebhaber. Alle politischen Parteibestrebungen sind ausgeschlossen."
Da die Mitglieder immer zahlreicher wurden, entschloss man sich im Frühjahr 1926 zur Errichtung eines Schießstandes.
Das erste Schützenfest fand am 12.9.1926 statt. Eine Woche zuvor hatte Anton Trösser, Inhaber des Saalbaus "Deutsches Haus", auf dem im gleichen Jahr errichteten Schießstand den Königsschuss abgegeben.
Im Herbst 1926 wurde die Gründung einer Jungschützenabteilung sowie die Eintragung ins Vereinsregister beschlossen. Die inzwischen angeschaffte Fahne wurde am 8.5.1927 mit einem phantastischen Fest eingeweiht. Eingeleitet wurde das Fest am Vorabend mit einem großen Militärkonzert der Kapelle des 15. Infanterieregimentes Marburg. Am Festtag selbst waren Kirchgang, Frühkonzert mit Fahnenweihe, Festzug und Festball angesagt.
Auf der Fahne stand das Motto: "Sicheres Auge, feste Hand und ein Herz fürs Vaterland" (Vgl. die Abb. auf S. 56).
Auf einer Versammlung am 8.7.1927 wurden die ersten Ehrenmitglieder bestimmt: Bürgermeister Wilhelm Klev und Fritz Birkhäuser.
Das erste Patronatsfest fand am 22.1.1928 mit Kirchgang, Frühkommers und Festball statt.
In den folgenden Jahren wurde der Schießstand weiter ausgebaut.
Bis zum Jahre 1933 konnte sich die Schützengesellschaft weiter verstärken und große Schützen- und sonstige Feste unter zahlreicher Beteiligung von Troisdorfer Bürgern feiern. So wurde z.B. 1933 Josef I. Hoff Schützenkönig.
Danach mußte sich auch die Troisdorfer Schützengesellschaft zwangsweise den NS-Gruppierungen anschließen. So konnten zwar bis 1940 noch Schützenkönige ausgeschossen werden, aber das eigentliche Schützenwesen wurde verboten. Der 2. Weltkrieg hatte begonnen. Der Schützengeist unter den Vereinsmitgliedern bestand aber heimlich fort.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Troisdorf im April 1945 durch die amerikanischen Truppen besetzt, die dann aber durch englische Truppen abgelöst wurden.
In den Nachkriegswirren wurden die Fahnen und Insignien der Schützengesellschaft im damaligen Vereinslokal Buchner konfisziert. Das geschah im April 1945. Danach ergab sich nach dem Bericht unseres "goldenen Buches" folgendes:
"Nach einem kurzen Aufenthalt wurden die amerikanischen Kampftruppen durch englische abgelöst, die ihrerseits von dem Lokal Buchner Besitz ergriffen. Nachdem das Lokal Buchner längere Zeit für die englischen Soldaten beschlagnahmt war und dann den Besitzern (Buchner) wieder zurückgegeben wurde, soll bei Herrn Schützenbruder Buchner eines Tages angerufen worden sein. Eine männliche Stimme behauptete, er wisse, wo sich die Vereinsfahnen der Schützengesellschaft befänden. Ein englischer Soldat habe die Absicht, sich mit einer Siegburger Dame zu verloben. Dieses Fräulein solle allerdings nur unter der Bedingung in die Verlobung eingewilligt haben, wenn der englische Soldat die Fahne der Troisdorfer Schützengesellschaft herausgebe, die sich in seinem Besitz befände. Der Soldat habe hierin eingewilligt. Bei dem Gesprächsführer soll es sich um den Vater des Siegburger Fräuleins gehandelt haben, der die Fahne wieder an Ort und Stelle schaffen wollte, wenn ihm die Unkosten, die ihm entstanden seien (DM 15,-) zurückvergütet würden. Diesem Verlangen wurde natürlich vollauf entsprochen."
Unmittelbar nach dem Krieg war jede Vereinstätigkeit verboten. Das Verbot wurde jedoch nach 2 ½ bis 3 Jahren gelockert. Die noch lebenden Schützenbrüder - die Schützengesellschaft hatte viele Mitglieder im Krieg verloren - nahmen wieder Kontakt zueinander auf und der ehemalige Standmeister Peter Braubach lud einige Schützenbrüder zu eine Versammlung am 25.9.1948, 20. 00 Uhr, in das spätere Vereinslokal Peter Thiesen ein. Anwesend war auch Brudermeister Jean Mazerath aus Siegburg. Beraten wurde ein Anschluß an die Erzbruderschaft St. Sebastian des Bistums Köln bzw. die Reaktivierung der Vereinstätigkeit nach dem Krieg, die damals nur in enger Anlehnung an die Kirche möglich war.
Zwei weitere historische Bilder aus dem Vereinsleben: